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Als Dr. Ulrich Himmelmann einen weiten Bogen spannte von der römisch-europäischen Geschichte über die Vita des Kaisers Valentinian I. bis hin zu Techniken archäologischer Ausgrabungen und zeitlicher Datierungen der Funde, folgten rund 70 Zuhörende den Ausführungen des Archäologen. Der Heimat- und Kulturverein (HKV) konnte sich somit bei seinem 2. Vortragsabend in diesem Jahr über ein „volles Haus“ freuen. In einem zweiten Vortrag stellte Rolf Kickuth den Monatskalender 2020 des HKV vor – und warum ein Tragschrauber ein besonders geeignetes Fluggerät für die darin gezeigten Luftaufnahmen von Burgen und Schlössern der Region ist. 

Die Vorträge waren getrennt durch die programmatische Pause von rund einer halben Stunde, die den Anwesenden sowohl Gelegenheit gab, Fragen an die Referenten zu stellen, wie auch zu allgemeiner Kommunikation beitrug, unterstützt durch kostenfreie Getränke und Kuchen des Vereins. Er darf sich erfreulicherweise bedanken über eine gute Spendensumme. Sie und die gute Resonanz auf die Veranstaltung sind eine hohe Motivation, die Vortragsabende fortzuführen. Wie am Ende der Vorträge bekannt gegeben wurde, steht bereits ein dritter Vortragsabend fest. Er wird stattfinden am Montag, den 4. November. Vortragende werden sein die Astrophysikerin und Gymnasiallehrerin Dr. Inge Thiering sowie der Orthopäde Dr. Peter Klehr.

Vor Beginn des Vortrags von Dr. Ulrich Himmelmann bedankte sich Rolf Kickuth bei der Gemeinde, die wiederum und auch künftig laut Gemeinderatsbeschluss vom Vortag den Saal kostenfrei für derartige Veranstaltungen zur Verfügung stellen will. Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel wie auch der stellvertretende Bürgermeister Matthias Volkmann brachten im Gegenzug ihre Freude zum Ausdruck, dass es seit diesem Jahr ein solch gut akzeptiertes und wohl auch angesehenes kulturelles Angebot und Vortragsformat in Gaiberg gibt.

In seinem Vortrag über „Valentinian I. und die Pfalz in der Spätantike“ zeigte Ulrich Himmelmann, Leiter der Außenstelle Speyer und stellvertretender Leiter der Direktion Landesarchäologie Rheinland-Pfalz, zunächst die Strukturen der Landesarchäologie auf. Sie hat demnach Dienststellen in Koblenz (Hauptverwaltung), Mainz, Speyer und Trier. Dann beleuchtete er das zeitliche Umfeld von Valentinian I. Jener römische Kaiser lebte von 321 bis 375 und stammte aus Kroatien. Kaiser wurde er nur deshalb, weil es ein politisches Mächtespiel zwischen den Herrschenden jener Zeit gab und Valentinian die Person war, die sich bislang nicht besonders hervorgetan hatte – also auch nicht negativ aufgefallen war. Immerhin ging es um die Herrschaft über ein Gebiet, das größer war als die heutige Europäische Union. Wie Himmelmann betonte, gelang es Valentinian, das Gebiet mit seinem Bruder Valens, den er auf Drängen des Heeres zum Mitkaiser ernannt hatte, das Riesenreich erfolgreich und einträchtig zu beherrschen – eine besondere Leistung, gab es damals doch keine schnelle Kommunikation. Valentinian übernahm dabei den Westteil des Gebietes und konzentrierte sich auf dessen Sicherung, insbesondere auch entlang des Rheins. Der Vortagende griff sechs Ortschaften in der Pfalz heraus und zeigte im Detail auf, wie der römische Kaiser dort seine Ansprüche geltend machte und sicherte. Einer dieser Orte war Speyer, eine Stadt, die auf zum großen Teil nicht auf natürlichem Untergrund steht, sondern auf den Resten vergangener Zivilisationen. Insofern ist man seitens der Landesarchäologie schon auf besondere Einsätze vorbereitet, wenn es neue städtebauliche Maßnahmen gibt. Eine solche, die der Kanalisation einer Altstadtgasse gilt, führte jetzt zu einer Vielzahl neuer Funde und Erkenntnisse der damaligen Zeit. Im Detail zeigte Himmelmann auf, wie es möglich ist, durch die Datierung über Jahresringe von Bäumen und insbesondere auch durch historische Artefakte in den verschiedenen Bodenschichten sowohl die Zeit jener Kulturen zu bestimmen, wie auch etwas über ihre Lebensumstände zu erfahren.

Zu den entsprechenden Arbeiten und Erkenntnissen um Valentinian I. gibt es zur Zeit eine Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz in Speyer. Der HKV bietet am Samstag, den 18. Mai, dorthin eine Busreise von Gaiberg aus an. Der Ausflug wird zudem einen Besuch des Judenhofs sowie ein MIttagessen im Domhof umfassen. Ulrich Himmelmann wie auch sein Vater Wolfgang Himmelmann werden Führungen übernehmen. Noch sind einige Plätze frei. Anmeldungen bitte an den HKV; die Webseite www.hkv-gaiberg.de gibt aktuelle Informationen wie auch Kontaktmöglichkeiten bekannt.

Im zweiten Vortrag stellte der HKV-Co-Vorsitzende Rolf Kickuth den Jahreskalender 2020 des Vereins vor. Er trägt den Titel „Schlösser und Burgen der Neckar-Region – so wie sie ihre Auftraggeber und Erbauer nie sahen“. Die Erklärung dafür ist aus heutiger Sicht einfach: Es handelt sich um Aufnahmen aus einem Luftfahrzeug, aber einem besonderen: Besser als aus Flugzeugen und günstiger als aus Hubschraubern lassen sich mit Tragschraubern Fotos beispielsweise von bemerkenswerten Gebäuden und Landschaftsteilen machen. Wie Kickuth erläuterte, kann bei diesen Fluggeräten kein Strömungsabriss an dem großen Rotor erfolgen, der sich alleine durch den Fahrtwind dreht. Ein Tragschrauber sei demnach eher ein Flugzeug mit sich drehenden Flügeln, wie auch historische Fotos aus den 1930er Jahren zeigten. Der hochwertig gedruckte Kalender im DIN A2-Format zeigt auf 13 Seiten Luftaufnahmen von Burgen und Schlössern der Region und gibt in kurzen Texten grundlegende historische und manch bemerkenswerte Erläuterungen zu den jeweils dargestellten Objekten. Gezeigt werden die Schlösser Mannheim, Stuttgart, Heidelberg, Ludwigsburg, Weinheim sowie Schwetzingen (mit einer Einzelaufnahme der Moschee im Schlossgarten Schwetzingens) und auch das weniger bekannte Ensemble „Altes und Neues Schloss Langenzell“ in der direkten Nachbarschaft von Gaiberg, dazu die Burgen Hirschhorn, Zwingenberg, Hornberg – die zeitweise den „Ritter mit der eisernen Hand“ beherberge, Götz von Berlichingen mit dem durch Goethe bekannten Zitat –, die Bergfeste Dilsberg in einem Foto zusammen mit den vier Neckarsteinacher Burgen und dem Neckar sowie die Tiefburg in Handschuhsheim, eine besondere Herausforderung für die Fotografie aus der Luft. Der Kalender ist über den Heimat- und Kulturverein bei frühzeitiger Bestellung für 24 Euro zu erstehen; ab Oktober kostet er 27 Euro.

Themen der Vorträge am 4. November werden sowohl Rückenprobleme sein (Vortrag Dr. Peter Klehr) wie auch das persönliche Erleben astronomischer Forschung von einer Teleskop-Basis aus, die sich in einem Düsenjet befindet  und höher als alle Passagierflüge in der Stratosphäre fliegen kann. Dr. Inge Thiering wird zudem erläutern, welche Erkenntnisse auf diese Weise gewonnen werden können, beispielsweise Daten zu Planeten außerhalb unseres Sonnensystems.

Rolf Kickuth

 

2. Vortragsabend des HKV: Bester Besuch von unterhaltsamen und lehrreichen Vorträgen


Die HKV-Vorsitzende Gudrun Hufnagel (links) dankt dem 1. Vortragenden Dr. Ulrich Himmelmann (rechts).

Die Titelseite des DIN A2-HKV-Fotokalenders 2020, zu erstehen für 24 Euro (ab Oktober 27 Euro) beim Verein.

Dr. Ulrich Himmelmann bei seinem Vortrag über Valentinian I. (Fotos: Kickuth).