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Aufgegangen war das Konzept des Heimat- und Kulturvereins Gaiberg (HKV), einen Vortragsabend mit zwei verschiedenen Themen sowie genügend Zeit zur Kommunikation davor, dazwischen und danach anzubieten. Knapp 40 Besucherinnen und Besucher fanden sich im Bürgerforum „Altes Schulhaus“ am Freitagabend zusammen, um Grundlagen, den aktuellen Stand und mögliche weitere Entwicklungen auf den Gebieten der künstlichen Intelligenz (KI) wie auch dem Entstehen und der Behandlung von Arthrosen zu erfahren. Trotz teils schwerer thematischer Kost gelang es den Vortragenden Rolf Kickuth (KI) sowie Dr. Jürgen Vetter (Arthrosen) nach übereinstimmenden Aussagen der Anwesenden, die Themen so „rüberzubringen“, dass jeder aus dem Vorgetragenen einen kleineren oder größeren Erkenntnisgewinn ziehen konnte.


Besonders positiv wurde aber aufgenommen, dass es genügend Möglichkeiten zur Kommunikation unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an dem Abend gab. In besonderem Maße trug dabei das Angebot des HKV bei, kostenfrei Snacks sowie alkoholische und alkoholfreie Getränke aus der Region anzubieten. So bestand genügend Gelegenheit, sowohl untereinander wie auch mit den Vortragenden die Themen und ihre gesellschaftlichen Implikationen zu diskutieren.


Vor Beginn der Vorträge machte die neue 1. Vorsitzende Gudrun Hufnagel noch kurz auf das ebenfalls neue Logo des HKV aufmerksam. Es strahlte bereits von der Leinwand und soll durch seine Abstraktion, sein Loslösen von Objekten dafür stehen, dass Gaiberg mehr ist als nur ein Kirschen- und Himbeerdorf. Dann stellte Gudrun Hufnagel noch die anderen „Neuen“ in der Vereinsführung vor: Rolf Kickuth als 2. Vorsitzenden und Schriftführer sowie Sabine Barwig-Menges als Kassiererin. Kurz vor der Pause konnte die 1. Vorsitzende noch etwas ganz Erfreuliches vermelden: Der Heimat- und Kulturverein begrüßte mit Helma Schad sein 100. Mitglied – ausgelost für ein kleines Präsent, weil gleichzeitig mehrere neue Mitgliedsanträge in dem Postkasten landeten und man mittlerweile 104 Mitglieder zählt.


Der 1. Vortrag über künstliche Intelligenz spannte dann einen Bogen von ihrer geschichtlichen Entwicklung ab Ende der 1940er Jahre über den aktuellen Stand von Strukturen künstlicher neuronaler Netze, neuartigen Technologien wie neuromorphen Computern bis hin zu philosophisch-gesellschaftlichen Fragen nach Überwachung und hoher Intelligenz, die über die des Menschen hinausgeht. Als wichtigste Punkte nannte der Vortragende Rolf Kickuth, der sich als Wissenschaftsjournalist seit fast 30 Jahren mit dieser Thematik befasst, Strukturen künstlicher neuronaler Netze, die schnelles Lernen ermöglichen. Bislang benötigt die künstliche Intelligenz typischerweise Millionen von Datensätzen zum Lernen; ein kleines Kind hingegen weiß beim 2. Mal sehen, was eine Katze oder ein Hund ist. Zudem komme mit neuromorpher – also den Nervenzellen im Gehirn nachempfundener – Hardware eine äußerst energiesparende und schnelle Computertechnik auf, verstärkt eventuell noch durch eine Kombination mit völlig neuen Elementen wie Memristoren oder Quantencomputern. Zu neuromorpher Hardware gäbe es auch einen besonderen Zusammenhang mit Gaiberg: In Heidelberg entstehe zur Zeit das weltweit wohl modernste Labor für deren Entwicklung. Leiter davon war bis zu seinem frühen Tod Ende Oktober letzten Jahres Prof. Karlheinz Meier, der post mortem dafür mit dem Lautenschläger-Preis ausgezeichnet wurde. Gaibergs wohl bekanntester Ehrenbürger Manfred Lautenschläger vergibt mit diesem mit 250.000 Euro dotierten Preis einen der höchstdotierten Wissenschaftspreise in Deutschland; das Geld steht jetzt der Forschungsgruppe zur Verfügung. Schließlich benötigen all diese Entwicklungen laut Rolf Kickuth aber noch viele Jahre, ehe eine Art universeller Intelligenz zum Tragen kommen könnte – wenn sie denn überhaupt angestrebt werde. Nichtsdestotrotz gäbe es derzeit schon Diskussionsbedarf etwa in Fragen der Überwachung durch Gesichtserkennung, die zum Beispiel in China regelmäßig angewandt werde.


Auch der 2. Vortrag, der Grundlagen der Entstehung und Behandlung von Arthrosen darstellte, verlangte die volle Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft. Der Vortragende Dr. Jürgen Vetter, der eine Praxis für Orthopädie in Neckargemünd betreibt und über jahrzehntelange Erfahrung verfügt, ging zunächst einmal auf den Umfang ein, in dem diese Erkrankung die Gesellschaft trifft. Demnach sind ab dem 65. Lebensjahr rund die Hälfte der weiblichen und etwa ein Drittel der männlichen Bevölkerung von Arthrosen betroffen, seien es in Knie-, Hüft-, Hand- oder auch anderen Gelenken. Die Krankheit sei nicht heilbar, jedoch in ihrem Fortschreiten beeinflussbar – und verursache in Deutschland alleine an direkten Kosten – ohne beispielsweise Arbeits-Fehlzeiten – knapp 7 Milliarden Euro pro Jahr. Neben der primären Arthrose, deren wichtigste Ursachen im Alterungsprozess und der genetischen Veranlagung liegen, gäbe es sekundäre Arthrosen, ausgelöst durch Faktoren wie Übergewicht, Vorschäden oder Fehlentwicklungen des Gelenks oder auch Gicht sowie bakterielle Infektionen. Als wichtigste Diagnostik benannte Dr. Vetter die Röntgentechnik. Als Therapie bei Gelenkschäden könne eine Operation sinnvoll sein, um Ursachen für Arthrosen wie etwa freie Gelenkkörper zu beseitigen. Bei primären Arthrosen ließe sich mit lokalen Therapien wie etwa Gelenkinjektionen oder auch systemische Therapien etwa mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln eine Linderung erreichen. Als wichtigste Therapie nannte der erfahrene Orthopäde jedoch eine maßvolle Bewegung, die Selbstheilungskräfte im Körper anstoße.


Wer die Vorträge noch einmal Revue passieren lassen möchte: Die Vortragsfolien stehen auf unserer Webseite zum Herunterladen zur Verfügung. Zur Refinanzierung der Vortragsveranstaltung hatte der HKV zwanglos zwei Spendenboxen aufgestellt, die am Ende des Abends auch erfreulich gefüllt waren; herzlichen Dank dafür! In diesem Zusammenhang ist ein weiterer Dank auszusprechen – und eine Bitte: Der Dank geht an die Gemeinde Gaiberg, insbesondere an Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel, die vor ihrem verdienten ersten Urlaub in ihrem neuen Amt den HKV für diese Veranstaltung von der sonst üblichen Saalkostenpauschale freigestellt hatte. Eine Aufrechnung der Kosten (Flyerwerbung, Verköstigung) zeigte jedoch, dass trotz der erfreulichen Spenden die Vereinskasse noch einen – überschaubaren – Zuschuss gewähren muss. Demzufolge ergibt sich die Bitte, die Saalnutzungs-Pauschale für derartige Vereinsaktivitäten auch weiterhin auszusetzen. Dafür will sich auch der stellv. Bürgermeister Matthias Volkmann einsetzen, der unsere Bürgermeisterin an dem Abend vertrat. Die Vereinsmitglieder haben ja im Vorfeld schon durch die Planung, Bewerbung inklusive Flyer-Austragung sowie Vortragsorganisation die Gestaltung des Abends ermöglicht und somit ein Vorhaben eingeleitet, das der Attraktivität der Gemeinde dienen soll.


Der kommende Vortragsabend ist bereits festgezurrt. Er findet statt am Donnerstag, den 9. Mai, ebenfalls um 19:30 Uhr im Bürgerforum „Altes Schulhaus“. Themen werden sein „Valentinian I“ sowie „Burgen und Schlösser der Region aus der Luft betrachtet“. „Valentinian I und die Pfalz in der Spätantike“ ist eine Ausstellung, die zur Zeit im Historischen Museum der Pfalz in Speyer stattfindet. Erfreulicherweise gibt es dazu auch eine Verbindung mit Gaiberg: Der stellvertretende Leiter der Direktion Landesarchäologie und Leiter der Außenstelle Speyer, Dr. Ulrich Himmelmann, wohnt in unserer beschaulichen Gemeinde und wird den Vortrag halten. Der HKV wird dann wenig später, am 18. Mai, einen Busausflug dorthin veranstalten, mit Führungen (auch durch den benachbarten Judenhof) durch Dr. Ulrich Himmelmann wie auch seinem Vater Wolfgang Himmelmann, nicht nur in Gaiberg bekannt durch seine Kunst wie auch seine architektonische Beratung. Mit dem kleinen anschließenden Vortrag (nach einer kommunikativen Pause ;-) über Burgen und Schlösser der Region wird der HKV auf ein kleines Projekt aufmerksam machen, das auf diese Weise vorgestellt werden soll.


Nachdem die Veranstaltung von praktisch allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr positiv bewertet wurde, ist aber zudem absehbar, auch über den Mai hinaus derartige Vortragsabende anzubieten. Mögliche Vortragende aus der Gemeinde oder dem Bekanntschaftskreis der Bürgerinnen und Bürger haben ihre Bereitschaft dazu schon signalisiert.


Vortragsfolien zum Download hier


Rolf Kickuth, 2. Vorsitzender und Schriftführer

 

Der 1. Vortragsabend des HKV:
Ein aufgegangenes Konzept

Die Vortragenden Dr. Jürgen Vetter und Rolf Kickuth wurden von der HKV-Vorsitzenden Gudrun Hufnagel sowie der Kassiererin Sabine Barwig-Menges (v. l.) nach ihren Ausführungen mit einer kleinen Aufmerksamkeit bedacht (Foto: Kickuth).

Gudrun Hufnagel (links) machte zu Beginn der Veranstaltung, die von knapp 40 Anwesenden gespannt verfolgt wurde, auf das neue Logo des HKV aufmerksam (Foto: Kickuth).