Am 6. August wurde die kleine Vortragsreihe des HKV Gaiberg über „Aspekte und Mechanismen der Evolution“ mit derzeit 5 geplanten Vorträgen fortgeführt. Das Thema war „Warum hat der Mensch sein Fell verloren?“. Bei den herrschenden Sommertemperaturen hatte man schon eine Ahnung, was der Hauptgrund gewesen sein könnte: Temperatur. Große Säugetiere haben sich zur Temperaturregulierung schon länger des Fells entledigt, Elefanten etwa oder Flusspferde; das erlaubte ihr Volumen zu Oberflächen-Verhältnis: Ihre großen Körpermassen halten lange die Wärme. Das ging bei den noch affenartigen Vorfahren heutiger Menschen nicht. Ihnen machte aber ein Klimawandel zu schaffen – allerdings einer vor rund 2,7 Millionen Jahren. Er führte in Afrika dazu, dass das Land versteppte, nicht mehr so viele Baumfrüchte verfügbar waren, und es galt, lange Strecken zu laufen. Es entwickelte sich die Zweibeinigkeit. Die Wärme durch Laufen musste durch effektives Schwitzen abgeführt werden. Die schnellen Bewegungen, die dann auch hochwertige, eiweißreiche Nahrung durch Jagd erbrachte, erforderte aber auch eine schnelle Informationsverarbeitung der Umwelt: Auch die Gehirne der menschlichen Vorfahren wurden größer. Insgesamt handelte es sich um eine komplexe Ko-Evolution von Zweibeinigkeit, effektiven Schweißdrüsen und großen Gehirnen; salopp: Weil der Mensch nackt wurde, konnte er ein großes Hirn entwickeln. Unser Gehirn ist nämlich das energiehungrigste Organ im Körper: Obwohl es nur gut zwei Prozent unseres Körpergewichts ausmacht, verbraucht es rund 20 Prozent unserer Energie.
Kleidung erfand der Mensch dann, weil ihm die höhere Beweglichkeit das Vordringen in kältere Regionen ermöglichte. In der Menschheitskultur gibt es nach Erfindung der Kleidung verschiedene Sichtweisen zur Nacktheit. Die Ägypter gingen offen mit Nacktheit um, so offen, dass in dem prüden 19. Jahrhundert Abbildungen über ihre Kultur in Nachschlagewerken „gefaked“ wurden. Auch das antike Griechenland war da locker. Gymnasium kommt ja vom griechischen Wort gymnos für nackt; Sport wurde nackt betrieben. 720 v. Chr. wurde bei den Olympischen Spielen jeglicher Lendenschurz abgeschafft. Die Römer waren da eher neutral-positiv. Juden allerdings in der griechisch-römischen Zeit behielten eine negative Einstellung gegenüber Nacktheit bei. Die Germanen sahen es locker. Keltische Krieger kämpften nackt. Im Mittelalter war Nacktheit lange in der Öffentlichkeit nicht sonderlich tabuisiert, aber die Kirche erklärte dann Nacktheit zur Sünde. Heutzutage sehen das liberale, westlich geprägte Länder – also auch Japan – relativ entspannt. China ist eher neutral, Indien zwiegespalten, je nach Ausprägung der gesellschaftlichen Entwicklung. In den islamischen Staaten hingegen geht es streng zu... RK