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Sonntag, 13. September 2020:

HKV organisierte Führung über den Evolutionsweg in Leimen-Gauangelloch

Die Evolution erlaufen haben Mitglieder des Heimat- und Kulturvereins Gaiberg (HKV) am Sonntag in Leimen-Gauangelloch. Dort gibt es nämlich einen Evolutionsweg, den ersten seiner Art in Deutschland. Die Besonderheit dieses rund einen Kilometer langen Wegstücks am östlichen Ortsrand von Gauangelloch: Es gibt in Längenabständen, die den zeitlichen Abständen markanter Ereignisse der Evolution entsprechen, Plakatständer mit Postern. Sie zeigen die zu diesem Zeitpunkt wichtigen Änderungen in der Evolution. Der Startpunkt in Gauangelloch – er liegt etwa am oberen Ende der Lindenstraße an der Brücke über der Straße nach Bammental – weist die Entstehung der Erde vor 4,6 Milliarden Jahren aus. Der Urknall als Beginn unseres Universums läge bei diesem Maßstab nochmals rund zwei Kilometer weiter südlich. Wichtige Evolutionsschritte werden von der Entstehung der Erde ab auf 19 Postern beschrieben. Weil es anfangs lange Zeit dauerte, bis sich wieder eine neue Stufe der Evolution zeigte, liegen die ersten Schilder zunächst weit auseinander; am Ende drängen sich dann die Poster auf wenigen Metern zusammen. 


Weit über die auf den Postern gezeigten Erläuterungen zur Evolution gingen die Informationen, die die Biologin Marianne Mauch den HKV-Mitgliedern vermittelte. Dabei wurde deutlich, dass die Entstehung von einfachem Leben wohl ein nicht ungewöhnlicher Prozess auf erdähnlichen Planeten ist. Das passierte auch schon recht früh, vor 4,1 Milliarden Jahren. Bis zur Entstehung intelligenten Lebens, das wir mit dem Menschen verbinden, hatte die Evolution allerdings viele Fallstricke bereit und Hürden zu überwinden. Es gab allein 5 Ereignisse eines globalen Artensterbens – die aber dennoch auch geholfen hatten, dass sich später Säugetiere und damit der Mensch überhaupt entwickeln konnten. Hätten die DInosaurier überlebt, denen ein Meteoriteneinschlag zum Verhängnis wurde, hätten die Säuger wohl kaum eine Chance zur Weiterentwicklung gehabt. Auch eine Sauerstoffkatastrophe in früher Urzeit, die etliche einfache Lebensformen, für die Sauerstoff giftig war, auslöschte, führte schließlich zu leistungsfähigeren Organismen. 


Diese Ereignisse zeigen insgesamt: Die Entwicklung der Evolution ist sehr komplex, und mit jedem Evolutionsschritt steigt diese Komplexität sogar noch – und wird schneller. Auch eine Antwort auf die Frage, ob wir allein sind im Universum, erschließt sich beim Betrachten dieser Evolutionsschritte: Leben ist recht wahrscheinlich, intelligentes Leben jedoch nicht unbedingt. Auch wenn es aufgrund der schieren Größe mit Billionen von Galaxien im Universum vielleicht mehrfach vorhanden ist: Sowohl die räumlichen Abstände wie auch die zeitlichen – wir kennen erst seit 124 Jahren Radiowellen, und wer weiß, wie lange wir schlau genug sind, uns zu erhalten – verhindern eine Kommunikation.


Mittlerweile gibt es übrigens in weiteren Städten Kopien dieses Evolutionswegs, wie Marianne Mauch ausführte, zum Beispiel auch in Düsseldorf und im brandenburgischen Templin. Die Initiative zur Entwicklung des Weges ging von der Giordano-Bruno-Stiftung Rhein-Neckar aus. Über die bundesweite Stiftung hat man dies Konzept nun ausgeweitet. Damit will man seinen Auftrag erfüllen, durch sachliche Informationen zu einer wissenschaftlich fundierten Kenntnis unserer Entwicklung beizutragen. Details zu dem Gauangellocher Evolutionsweg stehen zum Beispiel auf Wikipedia. Genauere Infos stehen auch auf evolutionsweg.de.


Die Erläuterungen zur Evolution waren schon ziemlich anspruchsvoll, sodass man bald an die Grenzen seines Schul- und Alltagswissens gelangte. Aber sie boten gute Anknüpfpunkte, das Wissen darüber zu aktualisieren und zu erweitern. Am Ende der Corona-bedingt kleinen Führung bei strahlendem Sonnenwetter und sommerlichen Temperaturen hatte die HKV-Vorsitzende Gudrun Hufnagel mit Brezeln und Getränken dafür gesorgt, dass man auch noch genug Kraft und Saft für den Rückweg nach Gaiberg hatte.


Rolf Kickuth

HKV-Mitglieder auf Corona-Abstand am Start des Evolutionswegs. 3. v.r.: Die Biologin Marianne Mauch (Fotos: Gudrun Hufnagel).

 Im Abschlussteil des Evolutionswegs in der Nähe des Trafohäuschens am Ende der Straße „Im Neurott“ in Gauangelloch drängen sich die Plakate aufgrund einer Vielzahl wichtiger Schritte in der Evolution.